Der Kürbis - ein vielseitiges Multitalent mit Geschichte

Foodfacts

Der Kürbis - ein vielseitiges Multitalent mit Geschichte

Appetit auf den Herbst? Der Kürbis ist viel mehr als nur eine herbstliche Dekoration auf dem Fenstersims. Im Herbst ist das orange Gemüse kaum wegzudenken – sei es in Form von Halloweenfratzen oder als Kürbissuppe auf der Speisekarte. Doch was steckt eigentlich hinter diesem beliebten Gemüse, das nicht nur zu Halloween seinen grossen Auftritt hat?

Redaktor/in Meta Hiltebrand

Ursprung und Geschichte
Der Kürbis stammt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika und wurde dort schon vor über 10‘000 Jahren von indigenen Völkern kultiviert. Damit gehört er zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Der sogenannte Urkürbis war deutlich kleiner und bitterer als die Sorten, die wir heute kennen. Die indigene Bevölkerung trocknete das in Streifen geschnittene Kürbisfleisch roh und machte es so haltbar. Auch waren die Kerne des Kürbisses sehr beliebt. Die Schalen wurden getrocknet und als Schüsseln und Vorratsgefässe genutzt. Erst nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im späten 15. Jahrhundert kam der Kürbis nach Europa. Seefahrer brachten Samen über den Atlantik, und die Pflanze fand schnell ihren Weg in die Gärten Europas, wo sie bald in vielen Variationen gezüchtet wurde.

Kürbissteckbrief
Botanisch gehört der Kürbis (Cucurbita) zur Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) und ist damit verwandt mit Zucchini, Gurke und Melone. Obwohl man ihn oft als Gemüse bezeichnet, ist der Kürbis genau genommen eine Beere, genauer gesagt eine Panzerbeere, und zwar die grösste der Welt! Die Früchte wachsen an krautigen oder rankenden Pflanzen. Sie können in heissen, trockenen oder nebligkalten Gebieten gedeihen. Die meisten Kürbissorten brauchen viel Sonnenschein. Aber alle Arten sind frostempfindlich. Die Pflanzen sind einjährig und können je nach Sorte winzige Zierkürbisse oder riesige Suppenkürbisse werden – von rund bis oval, meistens orange, aber auch
weiss, gelb, grün oder gestreift. Erntezeit ist September bis Oktober. Das Beste am Kürbis: Es kann alles genutzt werden: Fruchtfleisch, Kerne, Schale (Hokkaido), Kürbisblüten (zum Füllen), sogar die Kerne zum Pressen von Öl. Ein perfektes Beispiel für Zero Waste.

Wie gesund ist Kürbis?
Das knallige Orange ist ein Hinweis auf einen hohen Gehalt an Beta-Carotin. Im Körper wird es zu Vitamin A, wichtig für Augen, Haut und Immunsystem. Dazu kommen Vitamin C und Vitamin E. Und
mit reichlich Ballaststoffen ist für eine gute Verdauung und Sättigung gesorgt. Durch das Kalium werden Herz und Muskeln unterstützt. Und das Beste: Kürbis ist sehr kalorienarm, heisst viel Wasser und wenig Fett. 100 g Kürbis haben nur 25 Kalorien. Perfekt für eine gesunde und leichte Ernährung. Die ausgepressten Kerne enthalten viel Eiweiss und gesunde Fette. Das gilt natürlich nur für die Speisekürbisse. Die Zierkürbisse enthalten giftige Bitterstoffe und sind deswegen nicht geniessbar.

Wie viele Sorten gibt es?
Weltweit gibt es über 800 verschiedene Kürbisarten, leider gibt es weniger Speisekürbisse als Zierkürbisse. Es gibt drei Hauptarten von Kürbissen:

  • Gartenkürbisse (Cucurbita pepo)
  • Moschuskürbis (Cucurbita moschata)
  • Riesenkürbis (Cucurbita maxima)

Bekannte Speisekürbisse sind zum Beispiel: Hokkaido, nussig, aromatisch, essbare Schale. Butternut, süsslich, crèmig, ideal für Suppen. Spaghetti-Kürbis, das Fruchtfleisch zerfällt beim Garen in spaghettiartige Fasern. Muskatkürbis, ideal zum Schnitzen oder für Eintöpfe zum Füllen.

Kulinarisches mit Kürbis
Der beliebteste Speisekürbis ist eindeutig der Hokkaidokürbis, wegen seines Geschmacks und der unkomplizierten Zubereitung. Mit diesem Kürbis gelingt fast jedes Gericht. Kürbis ist in der Küche unglaublich vielseitig, und kein anderes Gemüse symbolisiert so stark den Herbst. Ob als Suppe, samtig püriert oder mit Kokosmilch verfeinert. Geschnitten, halbiert, gefüllt aus dem Ofen. Mit Marshmallows gratiniert, püriert im Kürbiskuchen oder in den Cannelloni. Wir haben geschnippelt, gekocht, gebacken und püriert und das Erntedankfest sowie Halloween mit Kürbissen zelebriert. Auch die Kürbiskerne sind ein Genuss, geröstet als Snack oder als Öl gepresst, das besonders in der Steiermark berühmt ist. Es gibt auch verschiedene Regionen, wo der Kürbis eingelegt oder fermentiert wird.

Der Kürbis ist ein echtes Naturtalent: vielseitig, gesund, traditionsreich und einfach lecker. Ob auf dem Teller oder als Dekoration. Überall, wo er wächst, ist der Kürbis auch Symbol. Er ist Speise und Schmuck, alltäglich und doch besonders. In Asien ein Glücksbringer, in Nordamerika eine Laterne und in Mitteleuropa ein Festgemüse der Ernte.

Interessante Fakten

  • Ältester Kürbis-Fund: 10‘000 Jahre alte Samen in Mexiko!
  • Längster Kürbis der Welt: 4,37 Meter (ein schlanker Schlangenkürbis).
  • Der grösste jemals gewogene Kürbis der Welt: Atlantic Gigant, gleich schwer wie ein Auto, nämlich 1247 kg. Sein Umfang betrug 3,96 Meter. Tägliches Wachstum während der Hochphase: 20 Kilo. Sein Wurzelgeflecht war so gross wie ein Tennisplatz. Das Preisgeld betrug 30‘000 Dollar.
  • Die japanische Künstlerin Yayoi Kusama machte den Kürbis zu ihrem Markenzeichen. Ihre riesigen, bunt gepunkteten Kürbisskulpturen stehen auf der Insel Naoshima in Japan. Ihr teuerstes Kürbisbild, das Bild «Pumpkin» (ein Kürbis in Dunkelgrün), wurde für 7,5 Millionen US-Dollar verkauft.
  • In vielen barocken Stillleben der Renaissance tauchen Kürbisse auf. Sie stehen für Fülle, Vergänglichkeit und die Schönheit der einfachen Dinge.
  • Kürbisse sind im Trend, der Anbau von Speisekürbissen hat in den letzten Jahren zugenommen. Dieser ist im Mittelland, auf fruchtbaren Freilandflächen, stark verbreitet – und zum Beispiel im Thurgau oder im Zürcher Oberland.

Kürbis bringt den Herbst auf den Tisch:

Mediterran gefüllter Kürbis mit Hack und Reis

Kürbiscannelloni an Béchamel

Kürbis-Kokossuppe mit karamellisierten Kürbiskernen

Rohschinken auf gehobeltem Kürbis

Kürbis-Dattel-Pie

Kürbis-Panna-cotta mit geräucherter Forelle


zurück zur Übersicht