Erfahrung in der Lebensmittelherstellung hatte der zu diesem Zeitpunkt noch junge Winzer Philipp Grendelmeier reichlich, hatte er die vergangenen Jahre doch seine Leidenschaft für Qualität und
Perfektion in die Herstellung von Konfitüre bei einem Grossbetrieb investiert. Doch Konfitüre ist nicht Wein, musste Philipp schon bald erkennen. Und dennoch konnte er sein Prozess-, Qualitäts- und Querdenken reichlich einsetzen. Auch wenn er so manches Lehrgeld zahlte. Ein Rebell sei er, hiess es. Was Philipp keinesfalls verneinte. Im Gegenteil. Er bestätigt noch heute gerne, dass er durchaus ein
Rebell sei. Frei von Konventionen und Bräuchen. Weitsichtig und offen, seine eigene biologische Anbaumethode zu etablieren und gar leere Flaschen wieder zurückzunehmen. Er brachte schon früh andere Rebsorten in seine Weinberge. Nicht alles funktionierte. Doch der Wille und der Glaube waren ungebrochen.
So staunten viele und manch einer schüttelte wohl auch den Kopf. Als man Philipp Jahre später nach der Erstpflanzung sah, wie er die gleichen Reben wieder ausgrub und behutsam an einem anderen Hang pflanzte. «Falsche Sorte für die Bündner Herrschaft» oder «Reben kann man nicht umpflanzen» – hiess es. Doch am Ende behielt er recht und hatte früh das Gespür für das sich verändernde Klima und baute Merlot, Cabernet Sauvignon und gar Malbec in seinen Hängen an. Nicht etwa, weil er den ortsüblichen Pinot noir nicht schätzte. Es war ihm nur etwas zu langweilig, «nur» Pinot noir anzubauen und zu keltern.
Durch dieses Vorgehen der frühen Diversität bei Rebsorten findet man heute ein spannendes Sortiment an Weinen mit und ohne Pinot noir in seinem Keller. Erstaunlich bzw. das kleine
Geheimnis dabei ist nicht nur die Vielfalt und die Qualität der Weine. Nein, auch der Mut, der dahintersteckt. Sollte man doch bedenken, dass eine Flasche Wein erst nach fünf bis sechs
Jahren nach der Erstpflanzung der Rebe geöffnet werden kann. Denn erst nach drei Jahren im Weinberg tragen die Reben ihre ersten Früchte für die Weinherstellung; die Kelterung und der
anschliessende Ausbau im Barrique und in der Flasche fordern weitere zwei bis drei Jahre. Ein kleines Geheimnis allein reicht aber nicht, und es reicht schon gar nicht, ein Rebell zu sein, wenn sich dies nicht alles im Glas widerspiegelt. Ein wunderbarer Blend, welcher die Arbeit und die Philosophie
von Philipp verkörpert, ist der Trais Cotschens. Der Wein wird aus den Traubensorten Merlot, Cabernet Dorsa und Zweigelt geblendet. Was auch die Namensgebung erklärt, denn Trais Cotschens heisst aus dem Rätoromanischen übersetzt «drei Rote». Vor der Flaschenabfüllung durfte der Wein zwölf Monate in französischen Barriques reifen. Die ganze Handarbeit, das jahrelange Probieren und Weiterentwickeln und der warme Föhn, der durch die Reben zieht, ergeben einen tiefdunkelroten
Wein mit einem gehaltvollen und samtigen Körper, welcher durch herrliche Brombeer- und Kirschnoten besticht und zu einem weiteren Glas einlädt.
Natürlich kommt aber auch die Rebsorte Pinot noir nicht zu kurz. Sie bekommt unter anderem ihre volle Aufmerksamkeit in der Perla Rosa. Nach der ersten Gärung wird dieser Wein – wie bei der Champagnermethode – ein zweites Mal für sechs Monate in der Flasche gegärt. Es entsteht ein Roséschaumwein mit grossartigen Beerenaromen und dennoch einer schönen Restsäure für die Frische. Ein Schaumwein, der sich nicht vor unseren westlichen Nachbarn verstecken muss. Auf einer Bank in der Bündner Herrschaft sitzend, ein Glas Perla Rosa in der Hand, ein Biss von einer Bündner Nusstorte und der warme Föhn im Gesicht – der schöne Moment ist perfekt.
Allegra!

Erhältlich bei:
walhalla-weine.ch
